Wettkampfberichte
2024

 

Yvonne Brandecker holt zwei Medaillen bei der EM in der Türkei

Yvonne Brandecker hat vor wenigen Tagen erfolgreich an der Senioren-EM in Izmir teilgenommen. Der Wettbewerb in der Türkei ließ einige Fragen offen, darüber unterhielt sich Sportredakteur Florian Bortfeldt mit der HGL-Starterin.

Volksstimme: Frau Brandecker, laut der DLV-Verantwortlichen hieß es bezüglich der EM "Wo viel Licht, ist auch viel Schatten und den hatten wir bei dieser Veranstaltung." Was genau war damit gemeint?

Yvonne Brandecker: Licht waren die tollen Leistungen der deutschen Athleten. Ansonsten bestimmten leere Zuschauerränge die Szene. Hat überhaupt ein Türke mitbekommen, dass EM ist? Ich jedenfalls hatte kaum Werbung dafür wahrgenommen.

Auch sonst, so war zu hören, hinterließen die Bedingungen keinen guten Eindruck.

Stimmt. Im riesengroßen "antiken" Stadion stand die Hitze, es gab keinen Schatten. Ich kam mir manchmal vor wie in einer antiken Stätte. Der Tartanbelag war knochenhart, der Hindernis-Wassergraben eine Katastrophe, weil hart wie Beton und sehr steil. Hier herrschte eine hohe Verletzungsgefahr. Für die Athleten gab es keine Getränke, nur zum Kaufen. Nur, wer 5 000 oder mehr Meter lief, kam in den Genuss. Auch die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal, es grassierte eine Magen-Darm-Grippe, von der ich nicht verschont blieb.

Sie haben erfolgreich abgeschnitten, holten Bronze über die 2 000 m Hindernis und Gold über 5 000 m. Wie ordnen Sie die Rennen ein?

Bei den 2 000 m blieb ich nur elf Sekunden über Saisonbestzeit, das, weil ich am Wassergraben aufgrund der angesprochenen Probleme Zeit verlor. Die auf Rang vier der Meldeliste Stehende ist im Rennen ausgestiegen, nachdem ich sie in der dritten Runde überholt hatte und sie auch noch gegen ein Hindernis gelaufen war.

Über 5 000 m waren es rund 45 Sekunden über Saisonbestzeit, was gar nicht so übel bei den Temperaturen und mit Magen-Darm-Infekt ist. Ich lag auf Rang drei der Meldeliste und hätte um Silber und Bronze mitlaufen können, nur die Erste war deutlich schneller. Genau die war aber nicht am Start, alle anderen waren in meinem Bereich und sind vorher schon 10 000 m gelaufen und die auch sehr langsam. Dieser Lauf war im kleineren Nebenstadion, daher ging mehr Wind.

Die Konkurrenz schien also nicht sehr groß zu sein?

Stimmt, zum Vergleich: Bei der WM im März in Budapest waren 5 000 Teilnehmer, 500 aus Deutschland dabei. Jetzt nicht mal die Hälfte, viele hat die Hitze in der Türkei abgeschreckt. Wege gesundheitlicher Probleme sind eben viele auch ausgestiegen oder haben vor dem Start abgesagt, denn die Gemeldeten waren alle vor Ort. Dazu kommt die Kostenfrage: Die Senioren (Startrecht ab 35. Lebensjahr/d.Red.) müssen alles aus eigener Tasche zahlen, da zahlt kein Landesverband.

Wie haben Sie das finanzieren können?

Wir können uns das als Familie auch nicht immer leisten. Nächstes Jahr die WM in Frankreich und die WM 2016 in Südkorea - beide sind viel zu teuer. Diesmal haben wir es mit unserem Jahresurlaub verbunden und extra für die Kinder ein Hotel ausgesucht, da in Izmir nichts dergleichen ist.

Nochmal zurück zur offenbar fehlenden Konkurrenz: Schmälert es den Erfolg?

Ich weiß sehr wohl, dass ich viel Glück, zumindest bei den 5 000 m, hatte - die Schnellste war nicht am Start, die Zweitschnellste ist ausgestiegen. Aber Glück gehört beim Sport eben auch dazu, ich hatte im Vorfeld zwei Medaillenchancen - die habe ich genutzt. Was kann ein Sportler dafür, wenn sich das Starterfeld so stark dezimiert, hätte ich deshalb auf einen Start verzichten sollen oder auch aussteigen?

Wie ordnen Sie letztlich beide Medaillen für sich ein?

Die Hindernismedaille ordne ich höher ein, das war meine Hauptstrecke, auf die habe ich mich konzentriert, da habe ich die Medaille 2012 verpasst. Mein Mann hatte mir damals versprochen, mit mir nach Izmir zu fahren (lacht). Hier waren die Favoritinnen von 2012 auch wieder am Start. Die 5 000 m waren nur noch Zugabe. Nachdem es mir so dreckig ging, wollte ich einfach nur noch irgendwie ins Ziel kommen. Jeder, der bei diesen fast unzumutbaren Bedingungen überhaupt an den Start gegangen ist und durchgehalten hat, ist ein Held. Die Medaillen sind mein größter sportlicher Erfolg. Im März gab es zwar die erste internationale Medaille bei der WM, allerdings mit der Mannschaft. Für mich ist es außerdem ein Jubiläumsjahr: Ich habe im Alter von sieben Jahren mit diesem Sport angefangen, bin also jetzt im 30. Jahr. [Volksstimme]

Enrico Dietrich mit starkem Lauf nach der Sommerpause

Zwei Athleten nutzten zum Ende der Sommerferien das Landesoffene Feriensportfest in Osterode zur Überprüfung ihrer derzeitigen Form. Dabei dominierte Enrico Dietrich das Rennen über 1000 m der Männer und feierte einen Start-Ziel-Sieg. Am Ende hatte der Lutter-Schützling in 2:31,05 min rund zwei Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplaztierten und verpasste seine Bestzeit aus dem Jahr 2009 nur knapp.

Auch Richard Pinno trug sich in die Siegerliste ein. Der 12-Jährige gewann den Weitsprungwettbewerb der M 12 mit 4,52 m und blieb damit nur zwei Zentimeter unter seiner Bestweite. Dafür sprintete der Schützling von Trainer Peter Simm über 75 m zu einem neuen Hausrekord und wurde in 11,07 s Dritter.

Nachwuchs weiter im Aufwind - Etablierte (inter)national erfolgreich

Für die Leichtathleten des Harz-Gebirgslaufverein Wernigerode geht ein überaus erfolgreiches erstes Sporthalbjahr zu Ende. Zahlreiche Medaillen bei Meisterschaften und viele neue Bestleistungen sorgten für Glücksmomente bei den Trainern und ihren Schützlingen.

Mit Fabian Lippe und Yvonne Brandecker haben sich zwei Athleten für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Dabei verpasste Yvonne als Vierte über 800 m knapp das Podest und wurde jeweils Sechste über 1500 m und 800 m (Halle). Fabian startete kürzlich bei der Jugend-DM in Bochum und belegte einen guten zehnten Platz über 1500 m in Bestzeit von 3:59,79 min. Zu seiner Erfolgsbilanz gehörten der vierte Platz bei der Mitteldeutschen- und der Bronzerang bei der Landes-Hallenmeisterschaft jeweils über 800 m. Teamkollege Enrico Dietrich trumpfte auf seiner Paradestrecke bei national stark besetzten Sportfesten groß auf und steigerte seine Bestzeit über 800 m auf 1:53,00 min. Neben dem Vizelandestitel über 800 m in der Halle wurde er Dritter im Straßenlauf und Sechster bei den „Mitteldeutschen“ über 800 m.

Marie Heymann glänzte in der Hallensaison mit dem Bezirks- und Landesmeistertitel im Hochsprung, trat dann aus beruflichen Gründen etwas kürzer. Für Michelle Rößler begann die Hallensaison nach längerer Verletzungspause vielversprechend, sie kam bei ihrem Bezirksmeistertitel über 800 m mit 2:21,40 min nahe an ihre Bestzeit heran. Zudem holte die 17-Jährige „Silber“ über 800 m bei der Mitteldeutschen und Landes-Hallenmeisterschaft, bevor eine weitere Verletzung das Saisonaus brachte.

Insgesamt holten die Wernigeröder fünf Gold-, vier Silber- und drei Bronzemedaillen bei den Landestitelkämpfen. Dabei feierte Antje Damrau mit dem Vizetitel im Straßenlauf ein erfolgreiches Comeback auf Landesebene. Richard Pinno sicherte sich mit „Bronze“ im Speerwurf erstmals Edelmetall bei den „Großen“. Auch auf Bezirksebene erkämpfte der Schützling von Trainer Peter Simm die Bronzemedaille mit dem Speer. Hinzu kam die Silberne von Trainingskameradin Sarah-Michelle Palmer über 2000 m. Yvonne Brandecker lief nach drei Siegen in der Halle (800/1500/3000 m) auch zum Titel im Straßenlauf und errang „Silber“ über 800 m. Die 37-Jährige vertrat den Harz-Gebirgslaufverein in diesem Jahr auch international. Im März startete sie erstmals bei einer Senioren-Weltmeisterschaft und kehrte mit der Silbermedaille in der Mannschaftswertung des 8 km-Crosslaufs aus Budapest zurück.

Bei den Volksläufen in der Harzregion sorgen die Harz-Gebirgsläufer regelmäßig für Furore und waren immer auf dem Siegerpodest vertreten. Traditionell nahmen sie auch wieder bei größeren Laufveranstaltungen wie dem Celler Wasa-Lauf, Ober-Elbe-Marathon oder Schweriner Fünf-Seen-Lauf teil.

Der Nachwuchs stand den Leistungen der Etablierten in nichts nach und befand sich weiterhin im Aufwind. Gleich neun Titel, fünf Silber- und acht Bronzemedaillen sicherten sich die 7- bis 11-Jährigen bei den Bezirksmeisterschaften. Dabei ragte vor allem Jonathan Toppel mit vier Siegen, Europarekord über 800 m der M 7 und dem Meetingrekord beim Ostseepokal heraus. Auch Maurice Geelhaar kehrte nach einer kleinen Krise zu Beginn des Jahres mit zwei „Goldenen“ auf die Erfolgsbahn zurück. Weitere Einzelmedaillen erkämpften Lea Brandecker, Lucas Zwick und Leni Straubing. Mannschaftlich war der HGL-Nachwuchs so gut wie nie und errang neben drei Titeln fünf weitere Medaillen. Stark im Kommen sind Amy Turk und Pauline Dieckmann, die sich zweimal Mannschaftssilber holten und im Einzel als Vierte nur knapp das Podest verpassten. Für die Erfolge verantwortlich sind die Trainer Achim Daniel, Gunther Müller und Yvonne Brandecker, die dabei tatkräftig von Sandra Turk und Katja Bielas unterstützt werden. Auch das Einführen der dritten Trainingseinheit hat bereits Früchte getragen.

Sogar die Jüngsten der U 8 traten dieses Jahr erfolgreich bei Sportfesten in Halberstadt und Sangerhausen an und freuten sich über ihre ersten Medaillen. Höhepunkte der Nachwuchsschmiede waren der Ostseepokal in Rostock, Norddeutschlands größtes Schülersportfest, und das Freizeitwochenende in Güntersberge. Daneben sorgten eine Faschingsfeier, das gemeinsame Grillen und ein Biathlon-Wettbewerb für genügend Abwechslung.

Für die Organisation zahlreicher Wettkämpfe insbesondere für die Schulen erntete der Verein viel Lob. Erneut konnten sie beim Hallensportfest und Harzer Läufertag neue Teilnehmerrekorde erzielen und wurden mit mehreren Stadionrekorden belohnt. Der Dank von Hauptorganisator Florian Hausl richtete sich an die vielen ehrenamtlichen Kampfrichter, Eltern und Sponsoren für ihre Unterstützung.

Im zweiten Halbjahr warten mit dem Harz-Gebirgslauf, dem Armeleuteberg- und dem Silvesterlauf sowie dem Harbig-Sportfest weitere Höhepunkte auf das erfahrene Team. Der HGL-Nachwuchs beginnt Ende der Ferien (2.9.) wieder mit dem Training, da bereits Mitte September die Mehrkampf-Bezirksmeisterschaften auf dem Programm stehen.